Der alltägliche Wahnsinn aus der Sicht eines Schwerhörigen

Geräusche wie Verkehrslärm – der leider meist unvermeidbar ist -, Baulärm, Lärm von Rasenmähern und -trimmern sowie einigen weiteren nutzlosen aber lärmintensiven Erfindungen zur Vermeidung von Handarbeit, typische Supermarktgeräusche, die sinnloserweise auch noch durch die permanente Beschallung mit Musik und lästiger Werbung verstärkt werden, beeinflussen das Sprachverständnis sehr stark und machen eine Kommunikation in diesem Bereich fast unmöglich.

Das Verstehen von Sprache im Radio, wird häufig durch viel zu laute Unterlegung der Kommentare und Reportagen mit Musik stark eingeschränkt. Häufig werden Musiktitel nicht vollständig ausgespielt und es wird bereits beim Ausblenden munter mit dem nächsten Thema losgequasselt, sodass man nicht weiß, worum geht es denn eigentlich in dem neuen Beitrag.

Das Fernsehen ist aber auch nicht weniger rücksichtslos, indem es in Filmen die Hintergrundmusik laut hervorhebt und einige Schauspieler dazu noch oder immer auch solo nuscheln. Bei Auslandsreportagen wird der Originalton der Gesprächspartner unverhältnismäßig laut zur übersetzten Sprache übertragen und die Werbung in mittelalterlich marktschreierischer Weise präsentiert. Aus diesem „Sprachbrei“ noch einen Sinn heraus zu filtern ist fast unmöglich. Die Krönung sind Talk-Shows aller Art, in denen die primitivsten Grundlagen des Anstands – lass Deinen Partner ausreden – völlig ignoriert werden. Zum Glück haben Fernbedienungen einen roten Knopf – dann kehrt Ruhe ein.

Auch die Durchsagen an Bahnhöfen finden zwar wesentlich deutlicher gesprochen als früher aber sinnvollerweise genau dann statt wenn Züge ein- oder ausfahren und die Bremsen quietschen. Lustig wird es auch, wenn es sich bei den Durchsagen um Bahnsteigänderungen, Ankündigung von Zugumleitungen, Hinweise auf Schienenersatzverkehr oder dem Ausfall von Verkehrshalten handelt, weil man nur „Bahnhof“ versteht. Da braucht man flinke Füße – aber wer hat die schon im fortgeschrittenen Alter.
Macht nichts, der nächste Zug kommt gewiss.

Es erhebt sich der Eindruck, dass alle anderen Arten körperlicher oder geistiger Behinderungen in der öffentlichen Wahrnehmung eine wesentlich größer Rolle spielen und Unterstützung erfahren als die Hörbehinderung. Liegt es vielleicht daran, dass man eine Hörbehinderung nicht sieht ?

Das soll nur ein kurzer Abriss der Behinderung Hörgeschädigter im Alltag sein und einige – vor allem gut Hörende Mitmenschen – zum Nachdenken anregen.

 


Gut, dass es den DSB gibt – der in der Vergangenheit schon auf eine Vielzahl von Problemen aufmerksam gemacht hat, aktiv an deren Lösung beteiligt war und nicht müde wird daran weiter zu arbeiten.

 

Einer der vielen Gründe Mitglied zu werden.

(LK), 20. August 2016